Eine verrückte Idee

2012 wurde ich gebeten bei einem Reitfest eine Shownummer zu bestreiten. Nach kurzem Überlegen sagte ich zu, nicht um mich zu präsentieren, sondern um das Publikum zum Nachdenken anzuregen.

Reiter haben oft die Meinung, dass erstens ein Pferd im Freien ohne Zügel nicht galoppiert werden kann zweitens, dass zwei Pferde im Galopp neben einander schwer zu kontrollieren sind und drittens, dass ein sich schnell bewegendes, lautes Gefährt – das Fluchttier Pferd – in Panik versetzten kann. Also dachte ich – Warum nicht alles gleichzeitig zu versuchen?

 

Meine Vorstellung war es mit einem Handpferd im Freien zu galoppieren, dass Reitpferd dabei ohne Zügel zu reiten und gleichzeitig eine Motocross Maschine in unmittelbarer Nähe an uns vorbeifahren zu lassen. Gedacht, gesagt, getan.

Da ich aus organisatorischen Gründen diese Shownummer vor der Aufführung nie probieren konnte, kamen mir doch am Abend vor der Aufführung leichte Zweifel. Die Nacht vor der Show war eine etwas unruhige. Als ich jedoch besagten Sonntagmorgen mit leicht mulmigen Gefühl auf die Koppel ging, und mich zu den Pferden setzte, verschwanden meine Zweifel schlagartig. Beide Pferde blickten mich lang an, als würden sie mir sagen: „WIR machen das für dich!„ Ich war mir plötzlich sicher, dass es klappen würde. Ohne Lampenfieber sattelte ich Red, und nahm Jac als Handpferd und galoppierte frei über den Außenreitplatz, während der Enduro Fahrer laut knatternd so eng an uns vorbeifuhr, dass wir mit den Händen abklatschen konnten. Red und Jac zogen davon unbeirrt ihre Runden als wäre das seltsame Metallgefährt seit langem ein Herdenmitglied. Ich hatte das Gefühl, sie waren in diesem Augenblick richtig stolz auf sich und auf ihre Gelassenheit. Sie nahmen mich als Passagier mit auf eine unglaubliche Reise. Ihrer Eleganz, Schnelligkeit, Souveränität und Vertrauen gehört meine demütige Bewunderung.